Als grundsätzlich optimistischer Geist, der bei ambivalenten Phänomenen durchaus geneigt ist, eher das Positive als das Negative zu sehen, und der auch keineswegs den Fortschritt ignoriert und überall nur Verfall ausmacht, fällt es mir schwer, so zu formulieren. An sich ist an mir ja kein Oswald Spengler verloren gegangen. Aber sagen wir so: Es gibt Fortschritt in der Geschichte, aber der blinde Fortschrittsglaube, der annimmt, dass alles in der Geschichte notwendig dem Fortschritt zustrebt – „die Enkel fechten’s besser aus“ –, steht auf dünner empirischer Grundlage.
„Geschichtsoptimisten haben es schwer heutzutage. Ein bisschen viel Backlash auf einmal“, schrieb unlängst mein Freund Georg Hoffmann-Ostenhof im Wiener Profil, der normalerweise dem heiligen Glauben anhängt, dass alles gut wird. Aber diese Tage haben es auch weltpolitisch in sich: Russland auf dem, wenn auch steinigen, Weg zur Demokratie: Na, das stellt sich grad nicht so dar. Die Arabische Revolution: In Ägypten endet sie in einem Militärregime von Dunkelmännern, die andere Dunkelmänner (die Islamisten) in Garnisonsstärke aufs Schafott schicken. Und in der Türkei gewinnt ein vollends ins Reaktionäre und Autoritäre gewendeter Erdogan die Wahlen. Aber vielleicht gibt es nächste Woche bessere Nachrichten.
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Date: 2015-02-18 12:38 pm (UTC)„Geschichtsoptimisten haben es schwer heutzutage. Ein bisschen viel Backlash auf einmal“, schrieb unlängst mein Freund Georg Hoffmann-Ostenhof im Wiener Profil, der normalerweise dem heiligen Glauben anhängt, dass alles gut wird. Aber diese Tage haben es auch weltpolitisch in sich: Russland auf dem, wenn auch steinigen, Weg zur Demokratie: Na, das stellt sich grad nicht so dar. Die Arabische Revolution: In Ägypten endet sie in einem Militärregime von Dunkelmännern, die andere Dunkelmänner (die Islamisten) in Garnisonsstärke aufs Schafott schicken. Und in der Türkei gewinnt ein vollends ins Reaktionäre und Autoritäre gewendeter Erdogan die Wahlen. Aber vielleicht gibt es nächste Woche bessere Nachrichten.